Illegale Wolfsjagd
Schwammerlsucher fanden im Wald der Tiroler Gemeinde Sellrein einen abgeschossenen Wolf ohne Kopf. Damit bestätigt sich, was Experten schon lange vermuten: In Österreich kommen Wölfe viel langsamer zurück, als in den Nachbarländern, vor allem weil sie illegal abgeschossen, also gewildert werden.

Wobei dieser Fall eine besondere „Qualität" hat. Bislang gingen die österreichischen Wilderer nach dem Motto „Schießen, schaufeln, schweigen" vor.
Diesem Wolf aber wurde der Kopf abgeschnitten und der Kadaver wurde demonstrativ so liegengelassen, dass er gefunden wird.
Das erinnert an die Gepflogenheiten in manchen spanischen Provinzen, wo man gewilderte Wölfe an Straßenkreuzungen aufhängt. So drücken die Wilderer einerseits ihren Wolfshass aus,andererseits verhöhnen sie damit Gesetze und Behörden. Das scheint nun im Land der freien Wildschützen auch passiert zu sein.
Polizei ermittelt
Der tote, offen liegengelassene Wolf verdeutlicht auch, dass die augenzwinkernden und schlitzohrigen Aussagen von führenden Politikern und Jagdfunktionären, „die Jäger würden schon wissen was zu tun sei, wenn sie einem Wolf gegenüberstehen" auf fruchtbaren Boden fällt. Dabei kann der Schütze kein Jäger gewesen sein, denn die sind bekanntlich gesetzestreu.
Dieser illegale Abschuss eines Wolfes ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen mit einem maximalen Strafrahmen von drei Jahren Gefängnis.
Erst letztes Jahr wurde ein Wilderer in Frankreich zu einer Buße von 120.000 Euro verurteilt. Die Polizei ermittelt und es ist im Interesse der zukünftigen Entwicklung zu hoffen, dass sie den Wilderer bald ermittelt. Die Öffentlichkeit wird diesen Fall jedenfalls sehr genau verfolgen.
Schießen, schaufeln, schweigen: Nicht nur Wölfe werden in Österreich gewildert
Der schändliche Umgang mit Wildtieren in Österreich ist nicht auf den Wolf beschränkt.
Dass Luchse so langsam zurückkommen, liegt vor allem an der Wilderei.
Und Österreich ist das einzige Land Mitteleuropas, wo es vor zwei Jahrzehnten gelang, eine vielversprechende Population von etwa 30 Bären ein zweites Mal auszurotten. Seitdem verschwinden einwandernde Bären wieder recht rasch.
Schießen, schaufeln, schweigen … Ein ähnliches Trauerspiel bieten die Greifvögel. Sie werden nach wie vor massiv illegal abgeschossen und vergiftet. Das trifft regelmäßig diverse Adler und sogar die Bartgeier. Seit Jahrzehnten läuft in den Alpen ein sehr erfolgreiches Wiederansiedlungsprogramm. Aber während in Frankreich und Italien die Zahl der Bartgeier steigt, ist Österreich nach wie vor ein „population sink". Wenn Bartgeier verschwinden, dann in Österreich.
Es muss endlich Schluss sein mit der nationalen Schande der Wilderei
Dieser Umgang mit wertvollen Wildtieren ist eine nationale Schande. Mit den Fingern auf „die Jagd" zu zeigen, wäre zu einfach, denn die meisten Jäger sind gesetzestreu und mit der sinnlosen Wilderei nicht einverstanden.
Es wäre aber auch zu billig, die Schuld einfach auf ein paar „schwarze Schafe" zu schieben. Jagd sei „angewandter Naturschutz", heißt es. Das bleibt aber ein Hohn, wenn es den immerhin 120.000 Jägern in Österreich nicht endlich gelingt, ihren Stall sauber zu halten.
+++ Schicken Sie Ihre Fragen rund um den Wolf an: tiere@heute.at. Wolfsexperte Kurt Kotrschal beantwortet sie. +++ (mp)