Zwangseinschläferung bringt Tierärzte in Gewissenskonflikt
Besonders kritisiert werden in dem offenen Brief die Zwangseinschläferung (ex lege-Euthanasie) und die generelle Maulkorb- und Leinenpflicht für sogenannte Listenhunde. Die Zwangseinschläferung bringe einen Gewissenskonflikt für Tierärzte und schafft Misstrauen gegenüber dem gesamten Berufsstand, heißt es in der Aussendung.
"Allein auf Grund der Rassezugehörigkeit pauschal von einer besonderen Gefährlichkeit auszugehen, ist eine fachlich nicht zu rechtfertigende Diskriminierung von Hunden betroffener Rassen und deren Haltern"
, kritisiert die kynologische und juristische Expertin Sommerfeld-Stur.Generelle Maulkorb- und Leinenpflicht für Listenhunde entbehrt jeder Grundlage
Der Maulkorb kann die natürliche Verhaltensweise von Hunden erheblich einschränken. Die generelle Maulkorb- und Leinenpflicht "widerspricht darum den im Tierschutzgesetz verankerten allgemeinen Grundsätzen der Tierhaltung", kritisiert die Tierärztekammer. Maßnahmen zur Vorbeugung von Beißvorfällen sollten sich an Betroffene wie Züchter, Hundehalter und Eltern richten, nicht an (unwissenschaftlich) ausgewählte Hunderassen.
"Hunde sind in jedem Fall als Individuen zu betrachten, die sich auf der Basis individueller genetischer Grundlagen, individueller Zucht-, Aufzucht- und Haltungsbedingungen sowie individueller Erfahrungen individuell verhalten"
, appelliert Expertin Sommerfeld-Stur.Tierhaltenovelle schürt Angst, ist nicht wissenschaftlich, suggeriert falsche Sicherheit
Das Tierhaltegesetz stütze sich nicht auf Fakten. Es sei "keine wissenschaftlich korrekt durchgeführte Studie bekannt", die beweist, dass gewisse Hunderassen gefährlicher sind als andere. Das Verhalten eines Hundes hängt vielmehr damit zusammen,wie und in welchem Umfeld der Vierbeiner aufwächst – und nicht welcher Rasse er angehört. Zudem gäbe es keine "methodisch aussagekräftige" Beißstatistik. Inhaltlich wird das Schreiben auch von der Österreichischen Tierärztekammer unterstützt, wie "Heute" auf Nachfrage erfährt.
"Die verschärfte Wiener Hundegesetzgebung schürt letztlich nicht nur die Angst vor bestimmten Hunderassen, sondern suggeriert auch eine falsche Sicherheit in Bezug auf andere Hunde"
, kritisiert die Wiener Tierärztekammer in dem offenen Brief. Zum Nachlesen finden Sie den offenen Brief in voller Länge oben in der Bildergalerie.
(mp)