"Wir haben eine Liste erstellt, welche Tiere wir als Erstes schlachten müssen"
, so Kaspari. Wie die deutsche Zoo-Direktorin weiter berichtet, arbeiten viele Zoos an ähnlichen Notfallplänen – es lege allerdings auf der Hand, dass darüber niemand gerne und offen spricht.
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Zootiere lieber einschläfern, als verhungern lassen
Die Ausgaben für die Zootiere (Futter, Tierarzt, Pflege, etc) gehen auch während der Corona-Krise weiter. Rund 175.000 Euro Einnahmen sollen dem Zoo Neumünster wegen der Schließung im Frühling fehlen, so Kaspari. Staatliche Hilfen seien nicht in Sicht, denn als Verein bekomme man keine staatlichen Hilfen wie andere Kleinunternehmer. Auch die Anfrage des Dachverbandes im März brachte bisher keinen Erfolg.
Zoo-Direktorin Kaspari erzählt gegenüber "Welt", dass darum derzeit an Notfallplänen gearbeitet wird. Das Worst-Case-Szenario sei, einige der Zootiere zu schlachten. Es gebe bereits eine Liste, welche Zootiere im Ernstfall als erstes getötet werden müssten. Hinzu komme das Problem, dass im Zoo reine Fischfresser wie Seehunde oder Pinguine leben, die auch Frischfutter benötigen. "Im schlimmsten Fall werde ich Tiere euthanasieren müssen, ehe ich sie verhungern lasse", erklärt Kaspari weiter.
"Das ist nicht schön, aber es könnte so kommen"
, erklärt die Tierparkdirektorin. Kritik: Tiere sind Lebewesen, keine Ausschussware
Auch für einen Tiergarten gilt - wer vor einer Krise kaum finanzielle Rücklagen für den Ernstfall angespart hat, hat während der Krise ein gewaltiges Problem. Hinzu komme das Problem mit großen Tieren in einem Zoo. Muss ein Tierpark schließen, ist es gar nicht so einfach, große Tiere wie Nashörner oder Eisbären schnell mal woanders unterzubekommen.
Kritik kommt vom Tierschutzverein Vier Pfoten. Es gehe bei dem Tieren um "Lebewesen und keine Ausschussware, die einfach vernichtet werden kann, wenn man darauf sitzenbleibt." Jedes Zoo-Management müsse "nachhaltig arbeiten, das heißt auch für schlechte Zeiten planen", so Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten. „Die Tötung gesunder Tiere darf in der derzeitigen Situation keine Option sein", betont Veronika Weissenböck.
„Das kann doch nicht sein, dass Tiere, die gestern noch Publikumslieblinge und Cash Cows waren, in Krisenzeiten geopfert werden."
, kritisiert Vier Pfoten in einer aktuellen Aussendung. Die Tierschutzorganisation fordert den Dachverband der Zoos im deutschsprachigen Raum auf, "seine Mitglieder zur Vernunft zu bringen und auch für gegenseitige Solidarität zu sorgen." Auch in Krisenzeiten müsse die Versorgung von Zootieren gewährleistet bleiben. Wenn nicht vom Tiergarten selbst, dann von den zuständigen Behörden, so Vier Pfoten.
Tiergarten Schönbrunn greift auf Rücklagen zurück
Auch der Tiergarten Schönbrunn hat seit 12. März 2020 wegen der Corona-Pandemie seine Pforten geschlossen. In Wien ist die Lage laut dem Tiergarten lange nicht so dramatisch wie in Deutschland. Der Zoo versichert in einer Aussendung, dass die Betreuung und Gesundheit der Tiere auch in Zeiten der Corona-Krise gewährleistet bleiben.
Der Tiergarten Schönbrunn greife derzeit auf Reserven zurück, die sich der Zoo in der Vergangenheit durch seinen wirtschaftlichen Erfolg angespart habe. Wie schwer die Krise den Tiergarten finanziell trifft, wird sich erst zeigen. Das komme darauf an, wie lange der Zoo geschlossen bleiben muss. Über Spenden von Tierfreunden freue man sich derzeit besonders, heißt es aus Schönbrunn.
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